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Quasi in letzter Minute haben sich die Vertragsparteien Verkehrsbetriebsgesellschaft Passau (VBP) der Stadtwerke Passau und das Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz auf die Fortführung des Semestertickets für das Sommersemester 2022 geeinigt. Der neue Beitrag liegt bei 25 Euro pro Semester.

Wie ein Vertrag rechtsgültig zustande kommt, ist im Artikel 95 des Bayerischen Hochschulgesetzes geregelt. Das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr muss zustimmen und der Verwaltungsrat des Studentenwerks eine Beitragssatzung beschließen. Aber geht das alles ohne die Studierenden? Natürlich nicht, denn auch wenn der Gesetzgeber sie am Prozess nicht beteiligt, ist es dennoch ihr Geld, dass hier in die Finanzierung des Busverkehrs fließt. Und das nicht zu wenig: Seit Einführung des Semestertickets im Sommersemester 2013 wurden 3.694.960,50 Euro an die Verkehrsbetriebsgesellschaft überwiesen. Von den ständig wachsenden Studierendenzahlen an der Universität Passau profitiert die Verkehrsbetriebsgesellschaft quasi stillschweigend durch stetig steigende Beiträge.

Oft wird das Semesterticket kritisiert, weil es im Vergleich zu Monatskarten für Schüler und Auszubildende deutlich günstiger ist. Studierende zahlten im Wintersemester 2021/2022 pro Monat 3,75 Euro, Schüler dagegen 32,50 Euro. Aber anders als bei den Schülern zahlen alle über 12.000 Studierende unabhängig davon, ob sie das Angebot nutzen können oder nicht. Deshalb gab es beim Neuabschluss auch keine Rückvergütung für die Studierenden. Diese hatten fast drei Semester bezahlt, ohne dass sie das Busangebot groß nutzen konnten, weil die Lehre während der Pandemie rein digital war.

Gäbe es kein Semesterticket fehlten der Verkehrsbetriebsgesellschaft der Stadtwerke pro Semester circa 270.000 Euro. Für diese Summe müsste die Verkehrsbetriebsgesellschaft 8.307 Monatskarten verkaufen. Dafür wäre doch einiges an Personal und Material notwendig. Durch die kostenfreie und pünktliche Überweisung der Semesterticketbeiträge vom Studentenwerk könnte man sagen „leicht verdientes Geld“ für die Verkehrsbetriebsgesellschaft.

Aber auch zum Ausbau und zur Verbesserung des Streckennetzes tragen die Studierenden bei, denn in fast jeder bisherigen Verhandlungsrunde forderten sie Verbesserungen ein, die auch realisiert worden sind. Die Verbesserungen werden aus den Beiträgen finanziert, die nicht zur Abdeckung von Fahrgeldausfällen durch das günstige Semesterticket benötigt werden:

  • Die Anschaffung eines zusätzlichen Gelenkbusses, der auf den Linien 8 und 9 sowie der Linie Achleiten eingesetzt wird
  • Ab 2015 die Anschaffung von weiteren zwei Gelenkbussen, damit mehr Fahrgäste zu den Stoßzeiten gleichzeitig befördert werden konnten
  • Ab 2017 eine Fahrplanreform: Es wurden direkte Verbindungslinien von der Stadt zur Universität geschaffen, die sogenannten Campuslinien
  • Ab März 2020 die Erweiterung des Fahrplanes der Linie K3 nach Ingling/Eduard-Hamm-Straße, in der zahlreiche Studierende wohnen, von zwei Fahrten je Tag auf sechs Fahrtenpaare (Hin- und Rückfahrt)
  • zusätzliche Verdichtung auf der Linie 8/9 (ZOB – Innstraße/Universität – Kohlbruck/Erlebnisbad) in Form der so genannten „Campuslinie“ ab 1.3.2020

Vom Semesterticket profitieren alle: die Verkehrsbetriebsgesellschaft kann mit diesen Einnahmen verlässlich rechnen. Die Studierenden aus der Region haben einen Anreiz in die Stadt zu ziehen und nicht täglich einzupendeln; die in der Stadt wohnenden Studierenden lassen das Auto lieber stehen und fahren öffentlich. Außerdem ist das Semesterticket bereits digital, denn die Fahrberechtigung ist die Hochschulkarte. Bleibt zu hoffen, dass es gelingt, das Erfolgsmodell Semesterticket nach dem Sommersemester 2022 fortzusetzen.