Gastbeitrag von Lydia Reismann (Netzwerk Nachhaltigkeit)
Auf die Frage, wie man die Ernährungswende voranbringen/umsetzen kann, gibt es neben der Bilanzierung von Gerichten auch die Möglichkeit, den eigenen Speiseplan und die Versorgung in Großküchen/Kantinen und Mensen in Richtung "Planetary Health Diet" zu entwickeln.
Was sind die Fakten zum Thema Ernährungswende?
Im Artikel "Ernährungswende – Welche Rolle spielt die CO2-Bilanzierung?" erfährst du mehr über die Zusammenhänge von Klimawandel und Ernährung.
Reicht es denn nicht, auf regionale und plastikarme Ernährung zu achten?
Ja und Nein. Wenn es geht, hat dies natürlich positive Effekte auf Mensch und Natur. Andererseits machen Verpackung und Transport aller Produkte maximal 10% der Emissionen des Sektors Ernährung aus – den größten Teil dagegen die Futtermittelproduktion, sodass eine tierproduktarme (vegetarisch) und tierproduktfreie (vegane) Ernährung die stärksten emissionsreduzierenden Effekte zeigen.
Wie wirkt sich vegetarische oder vegane Ernährung auf die Emissionen aus?
In einem systematischen Review von Fresán et al. wurden die Auswirkungen der Ernährungsweise auf das Klima analysiert. Eingeschlossen wurden hierbei 25 Studien zum Thema Treibhausemissionen, 13 zum Thema Landnutzung und elf zum Thema Wasserverbrauch.
Eine vegetarische Ernährungsweise erzielt in der Nahrungsmittelproduktion eine gemittelte Reduktion der Treibhausemissionen um 35%, eine vegane sogar um 49%. Bei der Nutzung der Landfläche ergab sich ein Reduktionspotential von 42% bei einer vegetarischen und 49,5% bei einer veganen Ernährungsweise. Je weniger Tierprodukte die Ernährung also beinhaltet, desto nachhaltiger auf verschiedenen Ebenen ist sie.1
Ist das überhaupt sinnvoll für meine Gesundheit?
Ja, im Beitrag "Pflanzenbasierte Ernährung – eine Einführung" hat Antonia Kastenmeier die aktuelle Forschung dazu für euch verständlich gemacht.
Planetary Health Diet
Wenn wir uns diese Fakten ansehen, scheinen sowohl wir Menschen als auch unser Planet in Wechselwirkung von einer pflanzenbasierten Ernährung zu profitieren. Das passende wissenschaftliche Konzept, die "Planetary Health" wurde von der Rockefeller Foundation, und dem medizinischen Fachjournal The Lancet begründet. Es beschreibt den Gesundheitszustand der menschlichen Zivilisation im Zusammenhang mit der Umwelt. Der Begriff "Planetary Health Diet" soll dabei die kritische und wichtige Rolle der Ernährung in Zusammenhang mit Gesundheit und Nachhaltigkeit aufzeigen.
Das Konzept der "Planetary Health Diet" der EAT-Lancet-Kommission thematisiert die Rolle der Ernährung im Zusammenhang von Gesundheit und Nachhaltigkeit. Dabei liefert es konkrete Richtlinien für eine ausgewogene Ernährung.2 Das Besondere ist, dass kein Verbot für Ernährungsgruppen besteht, sondern lediglich eine deutliche Empfehlung zur Reduktion von u.a. Tierprodukten abgegeben wird (siehe Grafik 1). Somit wird nicht jeden Tag Fleisch verzehrt oder in jedem Essen Milchprodukte verarbeitet. Wer also in der Mensa vegan is(s)t, muss abends nicht unbedingt auf sein Käsebrot verzichten.
Können im Jahr 2050 überhaupt noch 10 Milliarden Menschen bedarfsgerecht ernährt werden?
Genau diese Frage stellte sich die EAT-Lancet-Kommission beim Konzipieren der "Planetary Health Diet". Ihre Analysen zeigen, dass mit dieser Ernährungsweise einerseits 10 Mrd. Menschen im Jahr 2050 ernährt werden können – mit all ihren gesundheitlich benötigten Vitaminen und Nährstoffen –, und andererseits dabei die ökologischen, planetaren Grenzen gewahrt werden. Dies ist nach aktuellem Ernährungsverhalten (siehe Grafik 2) weder innerhalb gesundheitlicher noch ökologischer Grenzen möglich. Eine Ernährungswende ist also eine der Zukunftsfragen schlechthin.
Nach „Planetary Health Diet“ empfohlener Ernährungsteller
(Grafik 1: EAT-Lancet Comission. Food Planet Health, S.9.)
Aktueller Stand der weltweiten Ernährung
(Grafik 2: EAT-Lancet Comission. Food Planet Health, S.12.)
Die Ortsgruppe Regensburg von Health for Future hat zur Planetary Health Diet folgende Übersicht zusammengestellt. Sie zeigt einerseits den Zusammenhang zwischen Ernährung und Klimawandel, andererseits die Wechselwirkung von Klimawandel und unserer Gesundheit. Weitere Infos zur Planetary Health Diet findet ihr auch auf der Seite des Bundeszentrums für Ernährung.
(Grafik 3: Übersicht zur Planetaren Ernährung der Ortsgruppe Regensburg von Health for Future).
1 Vgl. Fresán & Sabaté, "Vegeterian Diets: Planetary Health and Its Alignment with Human Health."
2 EAT-Lancet-Commission, "Summary Report: Health Diets from Sustainable Food Systems."